Die freie Theaterszene hat rheinauf, rheinab einiges zu bieten. Davon zeugt zum fünften Mal west off, das Austauschprojekt freier Theaterhäuser in Köln, Bonn und Düsseldorf. // Vom 28. Oktober bis 23. November präsentieren sieben Künstlerkollektive ihre Arbeiten im theaterimballsaal Bonn, im FFT Düsseldorf und in der studiobühneköln. Neben den etablierten Theatermachern, die gesellschaftspolitische Themen wie Europas Krisenherde oder die Welternährungslage auf den Prüfstand stellen, zeigen vielversprechende Nachwuchskünstler drei eigens für das Festival produzierte Arbeiten. Sie fragen nach der Inszenierung und der Wahrnehmung des sogenannten ich und der Grenze zwischen Mensch und Tier.

Gastspiel // Annika spielt Annika. Eine Schauspielerin spielt sich selbst. Was bedeutet das? Kann man sich überhaupt selbst spielen? Oder: Kann man sich denn überhaupt nicht spielen? Ist die gesellschaftliche Sehnsucht nach Authentizität nicht dem Umstand geschuldet, dass wir uns alle ständig selbst spielen? Die Berliner Schauspielerin Annika Reinicke, die als Bühnen-Avatar stellvertretend für das moderne Individuum auf der Bühne steht, animiert ihre Zuschauer dazu, mit ihr nach Antworten zu suchen. Imitations of Life, Teil der Analog-Reihe „Fiktionales Biopic“, ist ein Spiel mit der Identität und eine fundamentale Auseinandersetzung mit dem Selbst. // Die Kölner Theater- und Performancegruppe Analogtheater gründete sich 2004 um den Regisseur, Performer und Schauspieler Daniel Schüßler. Seitdem produziert sie politisch-utopistische Performances, Theaterinszenierungen und Aktionen.

Von und mit Annika Reinicke / Regie und Konzeption Daniel Schüßler / Dramaturgie und Text Judith Leiß / Produktionsleitung und Konzeption Dorothea Förtsch // Ein Analog-Projekt von Dorothea Förtsch, Judith Leiß, Annika Reinicke, Daniel Schüßler in Koproduktion mit der studiobühneköln // Gefördert durch Kulturamt der Stadt Köln

Produktion // Tripletrips testet den Marktwert der eigenen Biomasse. Zwischen Selbstdarstellung und Fleischbeschau präsentieren die drei Künstler auf dem Laufsteg ihre Körper und erforschen seinen Wert vor dem Hintergrund variierender Marktsituationen: Was macht eigentlich den Unterschied? // Tripletrips ist eine Gruppe von Künstlern aus den Bereichen Schauspiel, Tanz und Performance, die in Köln von Theresa Hupp, Nikos Konstantakis und Markus Tomczyk gegründet wurde.

Mit Theresa Hupp, Nikos Konstantakis, Markus Tomczyk / Konzept, Bühne und Realisation Tripletrips / Sound William Saunders / Kostüm Sebastian Ellrich / Dramaturgie Dietmar Kobboldt, Teresa Hoffmann / Eine Koproduktion von studiobühneköln und Tripletrips im Auftrag von west off — Theaternetzwerk Rheinland

Produktion // Eine Chorarbeit in 24 Teilen à 3 Minuten // Zwischen Chorstück und Popsong, wissenschaftlicher Fachliteratur und Selbsthilfebüchern sucht Anna Kpok den Sinn im Wahnsinn, erklärt das Theater zum Zwischenraum und stellt die Uhr auf zwölf Minuten vor fünf. Von da an muss in einer Stunde und zwölf Minuten alles gesagt sein, was es zu sagen gibt. Inspiriert von Sarah Kanes „4.48 Psychose“ bringt Anna Kpok das aufreibende Missverhältnis von Selbst- und Fremdwahrnehmung auf die Bühne. // Das Kollektiv Anna Kpok entstand 2009 in Bochum und arbeitet in unterschiedlichen Zusammensetzungen an Performances und interventionistischen Ereignissen. Die einzelnen Mitglieder sind in den Bereichen Performance, Ausstattung, Recherche, Produktionsleitung, Musik, Installation, Informatik, Festival-Organisation und Literatur tätig.

Von und mit Emese Bodolay, Gabor Bodolay, Dana Divis, Kathrin Ebmeier, Daniela Frenzel, Anna-Lena Klapdor, Svenja Marzinowski, Lasse Opriel, Almut Pape, Andrea Kurz-Richarz, Sina-Marie Schneller, Laura Strack, Meike Wieland, Manuel Zauner / Eine Koproduktion von FFT Düsseldorf und Anna Kpok im Auftrag von west off — Theaternetzwerk Rheinland

Produktion // Die Zukunft ist lebenssaftig, staubig, bedrohlich und friedlich — oder auch ganz anders. Projek Zukumpf wagt das Experiment und tritt die Flucht nach vorne an; ob aus Angst vor Langeweile oder reiner Neugier. Während einer Zeitreise werden die eigenen Zukunftsvisionen und die des Erfinders und Zeitmaschinenbauer Roland Hubert August von Schnikk einer theatralen Prüfung unterzogen. Für Projek Zukumpf sähe es düster aus, wenn nicht auch Superhelden Teil der visionären Geschichte wären. // Gwendolin Lamping ist freischaffende Theatermacherin aus Köln, Cornelius Vogel Kölner Kombinationsdesigner. Zusammen mit dem vierköpfigen mixed-abled Ensemble bilden sie Projek Zukumpf.

Mit Christoph Ortmann, Mirjam Pietchamoa, Nico Randel, Christina Zajber // Regie Gwendolin Lamping // Bühne Cornelius Vogel // Choreografie „Zukunftstanz“ Stefanie Schwimmbeck // Video & Dokumentation Hanna Fischer // Regieassistenz Markus Hutter / Eine Koproduktion von theaterimballsaal Bonn und Gwendolin Lamping im Auftrag von west off — Theaternetzwerk Rheinland / Gefördert von Luisenviertel Köln / Mit freundlicher Unterstützung von toom Baumarkt

Gastspiel // In ihrer neuen Produktion beschäftigen sich die Illusions-Perfektionisten mit dem Tier in uns und dem Tier vor unseren Augen: Die Bühne wird zum Schauplatz einer Gegenüberstellung der Arten. LUKAS UND nimmt das gestalterische Potenzial tierischen und menschlichen Verhaltens ernst und gibt den Blick frei auf ein Bühnenwesen, das fremd und vertraut erscheint. // Das Düsseldorfer Theaterkollektiv LUKAS UND lotet die Grenzen des Theaters als Illusionsraum aus. LUKAS UND besteht aus fünf Menschen und einem Hund, die sich während des Studiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen kennen gelernt haben.

Von und mit Alice Ferl, Stine Hertel, Bernhard la Dous, Katharina Runte, Johanna Seitz und Lukas / Produktion LUKAS UND / Koproduktion FFT Düsseldorf / Gefördert durch Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Stiftung van Meeteren / Das Stück wurde ermöglicht durch flausen-young artists in residence, ein Stipendienmodellprojekt des theaters wrede und mit freundlicher Unterstützung von Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, EWE-Stiftung, Stadt Oldenburg, Fonds Darstellende Künste e.V.

Gastspiel // Die Weltbevölkerung wächst und wächst und isst und trinkt und isst und trinkt. Irgendwann wird der Planet wohl leer sein. Und dann war es das, Food Crash, aus und vorbei. Die szenisch-musikalische Lecture-Performance folgt den Gedanken des gleichnamigen Buches von Felix zu Löwenstein und ist eine theatrale Aufarbeitung der ökonomischen und ökologischen Hintergründe des Grillhähnchenstandes am Hauptbahnhof. // Für das Bonner fringe ensemble hat Severin von Hoensbroech schon mehrfach Regie geführt, u.a. für „Der Kaufmann von Venedig“, inszeniert mit jugendlichen Rappern, oder die Romanadaption „Seide“.

Konzept und Durchführung Severin von Hoensbroech / Musik Christian Padberg, Peter Böving / Bühne Eduardo Seru / Dramaturgie Claudia Grönemeyer / Produktion fringe ensemble / Gefördert von Stadt Bonn, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Gastspiel // Wie kann das Theater von den Kriegen und Fronten unserer Tage erzählen, ohne selbst zur Bildermaschine im Medienkrieg zu werden? Frank Heuel folgt mit seinem Ensemble den Fährten, Geschichten und Figuren acht europäischer Autoren entlang der Frontlinien zwischen Krieg und Nicht-Krieg, Mensch und Bestie, Gemeinschaft und Meute. Vor den Hunden ist eine perspektivenreiche Bestandsaufnahme der politischen, wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Krisenherde in Europa. // Mit dem Münsteraner Label phoenix5 kooperiert das Bonner fringe ensemble seit vielen Jahren. Vor den Hunden bildet den Abschluss ihres zweijährigen Projektes Völkerschlachten, das das fringe ensemble zusammen mit der Leipziger Schaubühne Lindenfels realisiert hat.

Von Magdalena Barile, Ivo Briedis, Jens-Martin Eriksen, Goran Fercec, Lothar Kittstein, Alexander Molchanov, Marie Nimier, Andreas Vonder / Mit Andreas Meidinger, Bettina Marugg, David Jeker, David Fischer, Ismail Deniz, Justine Hauer, Laila Nielsen, Maciek Brzoska, Manuel Klein, Philine Bührer / Regie Frank Heuel / Dramaturgie René Reinhardt / Bühne und Kostüme Lisa Schiller-Witzmann, Annika Ley / Musik Gregor Schwellenbach / Eine Produktion im Rahmen des zweijährigen Projektes „Völkerschlachten“ von fringe ensemble/phoenix5, Bonn/Münster und Schaubühne Lindenfels, Leipzig in Kooperation mit theaterimballsaal, Bonn und Theater im Pumpenhaus, Münster / Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes / Gefördert von Kunststiftung NRW, Stadt Bonn, Stadt Münster, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Stadt Leipzig, Bürgerstiftung Leipzig

Di — 28.10. — 19.00
Anna Kpok
1H12MIN

Do — 30.10. — 20.00
Lukas und
DAS UNTIER

Fr — 31.10. — 20.00
Tripletrips
MEAT MARKET

Sa — 1.11. — 20.00
Analogtheater
IMITATIONS OF LIFE

Mi — 12.11. — 19.00
fringe ensemble / phoenix5 /
Schaubühne Lindenfels
VOR DEN HUNDEN

Do — 13.11. — 20.00
Projek Zukumpf
FLUCHT NACH VORNE

Fr — 14.11. — 20.00
Anna Kpok
1H12MIN

Sa — 15.11. — 20.00
Lukas und
DAS UNTIER

So — 16.11. — 20.00
Tripletrips
MEAT MARKET

Do — 20.11. — 19.00
Anna Kpok
1H12MIN

Do — 20.11. — 21.00
Projek Zukumpf
FLUCHT NACH VORNE

Fr — 21.11. — 20.00
Analogtheater
IMITATIONS OF LIFE

Sa — 22.11. — 20.00
fringe ensemble
FOOD CRASH

So — 23.11. — 13.00
Workshop
DIE AVANTGARDE VON ÜBERMORGEN?

So — 23.11. — 19.00
Tripletrips
MEAT MARKET